Wald- und Spitzmäuse, Eichhörnchen, Zaunkönig, Mönchsgrasmücke und Buntspechte: Sie alle nutzen die Haselmausbrücke bei Vilshofen zur Futtersuche. Nur die Haselmaus selbst wurde in der Querungshilfe noch immer nicht gesichtet. Zwar ist das Monitoring, das das Pilotprojekt begleitet, noch nicht abgeschlossen, dennoch steht nun eines fest: Die ursprünglich vorgesehene zweite Haselmausbrücke wird es im Bereich der Ortsumgehung Vilshofen nicht mehr geben. Stattdessen haben sich das Staatliche Bauamt Passau und der Bund Naturschutz, Kreisgruppe Passau, auf ein alternatives Ausgleichskonzept geeinigt, um den Lebensraum der Haselmaus zu sichern und zu verbessern.
„Wir haben uns auf ein gutes Konzept geeinigt, das für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation darstellt“, sagt Ltd. Baudirektor Robert Wufka, der bis Jahresende 2021 das Staatliche Bauamt Passau leitete. Er freut sich, dass diese Angelegenheit, die in den vergangenen Jahren für viel Aufsehen gesorgt hat, nun einvernehmlich gelöst werden kann.
Auch der Bund Naturschutz ist froh, dass das Thema „Haselmausbrücke“, welches durch die Entscheidung am VGH entstanden ist, ein gutes Ende nimmt.
„Durch die zielführende und konstruktive Zusammenarbeit mit dem SBA ist es jetzt gelungen eine wirksame Lösung zu finden, um den Schaden – zumindest für die Haselmauspopulation am Galgenberg – zu minimieren“, sagen Helgard Gillitzer, Ortsgruppe Vilshofen, und Karl Haberzettl, Kreisgruppe Passau: Dieses gemeinsame Projekt ist auf jeden Fall ein Gewinn, nicht nur für die Haselmäuse, sondern auch für die zahlreichen in diesem Gebiet vorkommenden schützenswerten Tierarten.
So sieht die Lösung aus:
Statt eine zweite Querungshilfe zu errichten, wird eine bereits erworbene knapp 2 Hektar große Fläche aufgewertet bzw. als Lebensraum für die Haselmaus gesichert. Im Bereich der Donauleite südlich der Ortsumgehung wird etwa naturferner Nadelwaldbestand, der für die Haselmaus keinen Lebensraum bietet, durch Laubgehölze ersetzt. Bestandteile dieser Pflanzungen sind natürlich auch die namensgebenden Lieblingsfutterpflanzen der Haselmaus – Haselnusssträucher. Heckenpflanzungen, Totholzbestände sowie nicht bepflanzte Magerwiesen ergänzen, sichern und verbessern den Lebensraum der Haselmaus. Davon profitiert nicht nur der possierliche Bilch, auch anderen seltenen und gefährdeten Arten im Gebiet kommt diese Umgestaltung zu Gute.
Die Schaffung von Ersatzflächen ist erforderlich, um die Auswirkungen der Ortsumgehung zu kompensieren: „Durch den Bau haben wir den lokalen Biotopverbund geschwächt. Mit den bereits in der Planfeststellung vorgesehenen ökologischen Maßnahmen und der jetzt vorgesehenen zusätzlichen Aufwertung weiterer Flächen stabilisieren wir den Biotopverbund weiter. So führen wir die Grundkonzeption fort, gefährdete Tierarten vom Straßenverkehr durch lenkende Maßnahme fernzuhalten“, erklärt Robert Wufka.
Das begleitende Monitoring hat ergeben, dass die Haselmaus nach wie vor im Gebiet der Ortsumgehung Vilshofen vorkommt. Im neuen Konzept, das sich kostenneutral gegenüber dem Bau einer weiteren Haselmausbrücke umsetzen lässt, werden Flächen aus diesem Vorkommensgebiet des Bilches einbezogen, sie verbinden die einzelnen Lebensräume miteinander. Das macht die Ausbreitung, Nahrungssuche und Fortpflanzung für die Tiere einfacher.
Die Regierung von Niederbayern hat das Alternativkonzept bereits genehmigt, so dass mit der Umsetzung begonnen werden kann. Das Monitoring für die bestehende Querungshilfe läuft unterdessen weiter und es besteht Hoffnung, dass die Haselmaus diese annimmt, wenn sie sich in ihrem Lebensraum beiderseits der Straße wieder entsprechend ausgebreitet hat. Auch wenn dies nicht der Fall sein sollte, ist das Pilotprojekt keineswegs gescheitert: Viele Tiere nutzen die Querungshilfe für ihre Futtersuche. Außerdem ist das Bauwerk so konzipiert, dass es ggf. im Straßenbau auch für andere Zwecke verwendet werden könnte.
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